-
Aa
+
 06/01/2011

Gigantische Sensation

Lange hatten die Fans der Gloria GIANTS Düsseldorf auf diesen Moment warten müssen. Doch er kam im wohl unwahrscheinlichsten Augenblick wieder daher. Zum letzten Mal am 21. November 2010, als es einen 69:67-Erfolg gegen den Mitteldeutschen BC gab, war die 'Sieges-Ufftta' im Burg-Wächter Castello erklungen – nicht einmal kühnste Optimisten hätten gedacht, dass dies an diesem Mittwoch wieder der Fall sein würde

Schließlich gastierte mit den Brose Baskets Bamberg kein Geringerer als der amtierende Deutsche Meister und Pokalsieger in Reisholz. 17 Partien in Folge waren die Oberfranken in dieser Spielzeit der Beko BBL ungeschlagen geblieben. Bis zu jenem Mittwoch im Januar, jenem Mittwoch, an dem endlich wieder im Burg-Wächter Castello gefeiert werden durfte! 1739 ausgelassene Zuschauer bejubelten am Ende einer mitreißenden Partie einen ebenso überraschenden wie verdienten 72:69 (16:19, 38:40, 52:57)-Erfolg gegen die Brose Baskets. Darunter auch die in Düsseldorf lebende Julia Stoschek – die Kunstmäzenin ist die Urenkelin von Firmengründer Max Brose und Tochter des heutigen Brose-Inhabers Michael Stoschek.

Dabei stand das Spiel unter keinen guten Vorzeichen. Neben Top-Spieler Olumuyiwa Famutimi (Zerrung der Patellasehne) mussten die Gloria GIANTS kurzfristig auch auf den zuletzt so stark aufspielenden Laimonas Kisielius verzichten, der sich im Abschlusstraining einen 'Pferdekuss' zugezogen hatte.

Entsprechend begann die Partie. Doch nach einem schnellen 0:5-Rückstand fingen sich die Giganten, konnten durch Steven Wright (3) und Ransford Brempong ausgleichen (3. Minute). Schon früh zeichnete sich die Marschroute der Gloria GIANTS ab, die gegen die individuell überragend besetzten Gäste auf Ballkontrolle, ständige Attacken ihrer 'kleinen' Guards und eine intensive Verteidigung setzten. Damit hatte Bamberg durchaus Probleme – und es entwickelte sich eine unerwartet offene, wechselhafte Partie. Nach einem 7:0-Lauf der Gastgeber zu einer 16:12-Führung (8.) nahm Brose-Baskets-Coach Chris Fleming eine erste Auszeit und seine Mannen antworteten ihrerseits mit einem 7:0-Run.

Gestärkt durch diese 19:16-Führung gingen die Oberfranken den zweiten Abschnitt an. Zwei 'Dreier' durch Karsten Tadda und Casey Jacobsen bescherten den Gästen schnell eine deutlichere Führung, die diese auf 14 Punkte (35:21/4.) ausbauen konnten. Nun schien die Partie den erwarteten Verlauf zu nehmen: Bamberg kontrollierte das Geschehen, ohne groß zu glänzen, die Giganten wiederum zeigten Probleme. Doch drei verwandelte Freiwürfe in Folge von Kapitän DeAndre Haynes gaben den Hausherren wieder einen Ruck. Die Mannschaft kämpfte ebenso unverdrossen wie unermüdlich und konnte den Rückstand in beeindruckender Manier bis zur Halbzeitpause auf 38:40 verkürzen.

BILDER DES SIEGES

Wer nun dachte, dass der Außenseiter in der zweiten Hälfte einbrechen würde, der sah sich getäuscht. Die Gloria GIANTS brachten nach der Pause weiter eine hohe Intensität aufs Parkett, welche den Gästen einige Probleme bereitete. Mit einem 9:0-Lauf konnten die Mannen von Cheftrainer Murat Didin ihrerseits wieder mit 47:42 (5.) in Führung gehen. Erst gegen Ende des Viertels gelang es dem Favoriten wieder, selbst druckvoller zu agieren und der Partie wieder eine Wende zu geben.

Doch die knappe 57:52-Führung der Brose Baskets nach dem dritten Viertel war im Schlussabschnitt kein Ruhepolster. Die Gloria GIANTS kämpften weiter mit einer Leidenschaft, der Bamberg phasenweise nicht genug entgegen setzen konnte. Mit einem 8:0-Lauf wuchteten sich die Giganten zurück ins Match, ein Drei-Punkt-Spiel von Joe Buck sorgte für eine 65:61-Führung (6.) und brachte die Hausherren auf die Siegerstraße. Die waren schlichtweg nun nicht mehr gewillt, diese wieder zu verlassen. Ein aus der Bedrängnis heraus verwandelter 'Dreier' von DeAndre Haynes zum 70:65 verschaffte den Düsseldorfern in der sich dramatisch zuspitzenden Schlussphase 97 Sekunden vor Spielende wichtige Luft, Jamaal Tatum sorgte schließlich 11 Sekunden vor Spielende mit zwei verwandelten Freiwürfen für den Endstand.

Nach Spielende gab es auf den Rängen und auf dem Parkett kein Halten mehr. Ausgelassen bejubelten Fans und Spieler der Gloria GIANTS die unerwartete, gigantische Sensation! Gäste-Coach Chris Fleming zollte den Hausherren im Anschluss an die Partie Respekt: 'Der Düsseldorfer Sieg war absolut verdient.'

Sein Gegenüber Murat Didin zeigte sich erleichtert: 'Als ich vor vier Jahren in Frankfurt gearbeitet habe, war ALBA BERLIN die Lokomotive des deutschen Basketballs, mit der man sich messen wollte. Nun haben sich die Zeiten geändert. Bamberg ist die Lokomotive des deutschen Basketballs, ohne Frage das beste Team in der Beko BBL. Wir haben uns mit viel Respekt vor den Brose Baskets vorbereitet. Wir haben gesagt, dass wir einfach guten Basketball spielen wollen, ohne aufs Scoreboard zu schauen und in der Halbzeit zu gucken, was möglich ist. Als es da 38:40 stand, haben wir uns gesagt: ‚Es ist möglich!‘ Wir haben die ganze Zeit daran geglaubt, dass wir es schaffen können, haben uns in keiner Phase demoralisieren lassen und hatten am Ende auch das Glück auf unserer Seite. Unser Kampf ist aber nicht zu Ende, es sind auch nur zwei Punkte. Wir müssen weiter kämpfen, weiter hart arbeiten.'

Gloria GIANTS Düsseldorf – Brose Baskets Bamberg 72:69 (16:19, 38:40, 52:57)
Gloria GIANTS:
McDaniel (2), Wright (18), Wischnewski (3), Petric d.n.p., Tatum (2), Buck (11, 10 Rebounds), Khartchenkov (7), Brempong (11), Pope, Haynes (18).

Quelle : Oliver Schal – Gloria Giants Düsseldorf

Deutsch