Der türkische Traum wird 89

Türken und Deutsche feiern gemeinsam 89 Jahre moderne Republik. Ministerin Löhrmann begeistert Gäste. Die Türkei feierte das 89. Gründungsjahr der modernen türkischen Republik und Düsseldorf feierte mit.
Im Düsseldorfer Hilton trafen sich Deutsche, Türken und die diplomatische Vertretung vieler Länder um den 'türkischen Traum' zu feiern, der 'Brücken baut zwischen Orient- Okzident, Moderne und Tradition, Christentum und Islam und ein Exempel in der islamischen Welt darstellt.
Rund 1000 Gäste begegneten sich im musikalischen und kulinarischen Rahmen. Generalkonsul Fırat Sunel und Gattin Yonca Sunel empfingen die Gäste aus Politik, Verwaltung, Gesellschaft, Kunst und Wissenschaft. Stolz präsentierte sich die türkische Vertretung in Bezug auf ihre Geschichte und ihre jüngsten wirtschaftlichen und politischen Erfolge. Schließlich sei die Türkei, so Sunel, 'ein demokratisches, säkulares Land mit historisch tiefen Beziehungen zu Europa und aktuellen Ambitionen einer regionalen Macht.' Selbstbewusst konnte sie auch Forderungen nach Chancengleichheit, Förderung der türkischen Sprache an die Landespolitik stellen. Deutlich wurde der Wunsch nach mehr türkischstämmigen Spitzenkräften in der Politik und der Landesregierung. Dies konnte allerdings ebenso selbstbewusst und sicher von der Landesvertretung beantwortet werden.
Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Schulministerin Sylvia Löhrmann traf mit ihrer Rede den Ton des Publikums. Sie konnte auf die Erfolge ihrer Regierung in Bezug auf Schulpolitik und Integration verweisen. Sie erwähnte die Einführung des Islamunterrichts, den Ausbau und die Förderung des Türkischen in der Schule. 'Von der Grundschule bis zum Abitur' könne man an Schulen in Nordrhein-Westfalen die türkische Sprache lernen. Der Islamunterricht würde in den nächsten Jahren schrittweise ausgebaut. Für die Chancengleichheit und Förderung der Schülerinnen und Schüler seien richtige Wege eingeschlagen.
Löhrmann unterstrich ihren Wunsch, in Zukunft mehr Menschen mit Migrationshintergrund in der Landesregierung und in der Politik anzutreffen. Überraschend versiert präsentierte sich Löhrmann in ihrem Wissen über die türkische Geschichte und über die türkische Literatur. Mit begeistertem Applaus und Zustimmung wurde ihr Zitat von Atatürk, dem Gründer der türkischen Republik, empfangen: 'Mein Körper ist vergänglich, aber die Idee der Republik und der Freiheit wird ewig existieren'. Wohlgemerkt in der originalen türkischen Fassung.
Von: (Almanya Bülteni) – DüsseldorfArif Şentürk - Chefredakteur (Almanya Bülteni) Ein Kommentar zur Frau Löhrmanns Rede anlässlich des 89. Gründungsjahres der Türkei Frau Löhrmann setzt neue Zeichen Der Schulfrieden in NRW mit einer Minderheitenregierung, die Einführung des islamischen Religionsunterrichts und zahlreiche Gesten und politische Absichtserklärungen ohne großen Widerstand. Dies sind offensichtlich Ergebnisse eines politischen Geschicks, die Frau Löhrmann zeigt und für die sie im 89. Gründungsjubiläum der türkischen Republik in Düsseldorf von Türken und Deutschen zugleich applaudiert wurde. Politische Erfolge, die jahrelang gefordert wurden und unter Rot - Grün mit Frau Löhrmann gefunden sind. Die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Realität unserer Gesellschaft zu akzeptieren - multilinguale, multireligiöse, multikulturelle Vielfalt mit verschiedensten Gruppendynamiken - und diesen mit politischen Antworten zu begegnen, ist der Schlüssel des Erfolgs. Aber noch was scheint Löhrmann zu meistern. Sie weiß mit Türken umzugehen, ohne Deutsche zu verärgern. Die Rede zum 89. Gründungstag der türkischen Republik hat dies zum Ausdruck gebracht. Eine Rede, die insbesondere die Türken und türkischstämmigen Deutschen mitgerissen hat. Erstaunlich waren die detaillierten Kenntnisse, die Frau Löhrmann über die türkische Geschichte und Literatur kannte. Mutig, Atatürk - den Gründer der türkischen Republik- in Türkisch und bester Aussprache zu zitieren. Mutig auch die Versprechungen, die zu Wort gebracht wurden: Ausbau des islamischen Religionsunterrichts, Ausbau des Türkischen von der Grundschule bis zum Abitur, Förderung und Chancengleichheit für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, kulturelle Öffnung der Landesregierung - heißt mehr Menschen mit türkischem Hintergrund in Spitzenpositionen. Offensichtlich wird Frau Löhrmann gut beraten. Anders ist dieser Erfolg nicht zu erklären. Die Rede zum 89., war die beste Rede, die ich von der Landespolitik in den letzten Jahren vor deutsch-türkischem Publikum gehört habe. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob die Versprechungen tatsächlich eingehalten werden. Wir Türken sind bekanntlich gute Händler, mit einer großen Portion Geduld ausgestattet und haben ein Gespür für bestes Gut. Den Absichtserklärungen werden wir nachgehen und abwarten, ob tatsächlich mehr Türkisch angeboten wird und der Stellenwert des Türkischen sich verbessert, ob der islamische Religionsunterricht tatsächlich ausgebaut wird und der jetzige Übergangsstatus aufgehoben wird und ob tatsächlich wir in der nächsten Zeit türkischstämmige Spitzenkräfte in der Landesregierung wiederfinden. Ein Blick in die Organigramme der Ministerien -u.a. des Schulministeriums- scheint dies nicht zu bestätigen. Trotzdem heißt es zunächst von unserer Seite: Bravo Frau Löhrmann! Wir werden Ihre Absichtserklärung beim Wort nehmen. |