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 20/07/2014
 

Begabtenförderung in den Kinderschuhen

Bei einer Förderung Studierender denkt man meist an das 1971 ins Leben gerufene BaföG, das jungen Menschen aus sozial und finanziell schwächeren Gesellschaftsschichten eine Ausbildung ermöglicht.

Im vergangenen Jahr zählte so rund jeder vierte Student als BaföG-Bezieher.

Was aber noch kaum Einzug in die deutsche Stipendienkultur gehalten hat, ist die Förderung leistungsbereiter und begabter Studenten.

In den USA erhält vor allem diese Gruppe von Studierenden besondere Unterstützung und Zugang zu einem Netzwerk, das als Karriere-Inkubator gilt.

„Keine Gesellschaft kann es sich leisten, ihre begabtesten Mitglieder zu ignorieren und alle Gesellschaften müssen sich ernsthaft damit auseinandersetzen, wie sie besondere Talente am besten fördern und ausbilden können", Ellen Winner, 1998

Genau die Studenten, die unter das Kriterium "Begabung" fallen, möchte seit 3 Jahren das Bildungsministerium mit dem Deutschlandstipendium ansprechen.

Hierbei bezeichnet Begabung nicht ausschließlich Leistungen im wissenschaftlichen- und Hochschulbereich, sondern die Leistungsfreude zu einer Sache.

Die Geschäftsführung der Stiftung des deutschen Volkes traf es 1928 in ihrem Bestätigungsschreiben an die aufgenommenen Stipendiaten treffend." Die Studienstiftung erwartet [...] die Ausbildung persönlicher Unabhängigkeit und Urteilsfähigkeit, das Finden eines unverwechselbar eigenen Weges [...] und persönlichen Mut bei der Vertretung des als recht Erkannten."

Bei dem großen Engagement der Bundesregierung für Chancengleichheit bei der schulischen und universitären Ausbildung könnte man auch hohe Erwartungen in die Förderung junger Leistungsträger setzen. Allerdings fällt das bisherige Fazit zum Deutschlandstipendium nüchtern aus. Im vergangenen Jahr 2013 erhielten 19.740 Studierende das Stipendium. Das waren lediglich 0,76% der 2.613.168 an deutschen Hochschulen eingeschriebenen Studenten. Durchschnittlich bewarben sich 10 Studierende auf einen Stipendienplatz.

In den Theorien des Personalmanagements und der Personalentwicklung werden diejenigen als Leistungsträger bzw. neudeutsch "High Potentials" genannt, die 30% mehr leisten als der Durchschnitt.

Für diese Art von Menschen stehen die Begriffe Leistung und Arbeit an oberster Stelle des Wertesystems.

Die Gegenleistung, die sie dabei für ihre Anstrengung beanspruchen, ist vor allem Anerkennung und Wertschätzung.

Als Stipendiat erhält man also nicht nur das mit 300€ im Monat dotierte Stipendium, sondern viel wichtiger Anerkennung der bisher vollbrachten Leistung.

Geht man davon aus, dass der Anteil von Leistungsträger in der Gesellschaft bei ca. 5% liegt, so muss die Bundesregierung zwangsläufig ihr Invest erhöhen und für mehr Stipendienplätze Sorge tragen, um effektive Begabtenförderung zu betreiben.


Marcel Schloz